Los geht`s in Sougia

am 29.10.2017 um 10:30 Uhr

Ursprünglich war für die Herbstferien eine Woche Kreta mit einer Wanderung durch die Samariaschlucht geplant. Uns wurde in Chania aber leider mitgeteilt, dass die Schlucht aufgrund der starken Regenfälle der Vortage gesperrt ist. Ich hatte bei der Urlaubsplanung schon eine eventuelle Sperrung der Schlucht berücksichtigt und als Alternative die Wanderung von Sougia nach Chora-Sfakion geplant.

Wir starteten also am 29.10.2017 mit dem Taxi um 08:00 Uhr von Chania aus nach Sougia. Das Taxi kostete 60 € was bei 5 Personen, die sich in den PKW quetschten, nicht zu viel war.Der Taxifahrer war sehr nett und hilfsbereit. Er hielt auf dem Pass, den wir überquerten, kurz bei seiner Familie an und schenkte uns einen Sack voll frischer Äpfel. Um 9.30 Uhr starten wir dann in Sougia mit der ersten Tagesetappe, die bis zum Domata Beach geplant war.

Kurze Pause dann gehts los

Mit dabei waren meine Frau unser 9-jähriger Sohn und sein 10 Jahre alter Freund mit seinem Vater. Entsprechend schwer waren die Rucksäcke der Erwachsenen. Da wir von Anfang an geplant hatten das Wasser für die ersten 2 Tage mitzunehmen kam mein Rucksack auf ca. 25 kg. Da es schon Anfang November war hatten wir auch 2 Zelt mit dabei. Ich hatte als GPS das Aventura von Twonav mit das sich schon oft bewährt hatte. Die entsprechenden Tracks gabs im Internet. Der Track ist allerdings nicht so wichtig, da der Weg wie er in den OSM Karten eingezeichnet ist sehr genau passt. Notwendig ist ein GPS-Gerät meiner Meinung nach nicht, da der Weg immer sehr leicht zu finden ist.

Los geht es durch ein Bachbett, am Ortsrand von Sougia und einen Steig hoch auf einen Forstweg Richtung Osten. Der Forstweg wir bald wieder zu einem Steig der immer oberhalb des Meers wunderschön an der Kirche Agios Antonios vorbei Richtung Tripiti führt. Zur Festung geht es nochmal steil bergauf was jedoch durch eine traumhafte Aussicht mehr als belohnt wird. Man spürt hier schon deutlich die Einsamkeit, die diese abgelegene Region am südlichen Rand des Lefkaori für mich zu etwas besonderem macht. Wir haben hier Mittagspause gemacht und uns für den 2. Abschnitt dieses Tages gestärkt. Bis hierher würde ich die Schwierigkeit des Weges nach SAC als T1 einstufen. Die 2 Jungs waren mit Ihren 10 kg Rucksäcken gut drauf und man spürte ihre Begeisterung für dieses lässige Abenteuer.

Nach der Burg geht es steil bergab Richtung Tripiti Beach über loses Geröll. Am Strand angekommen umgeht man die Felswand direkt am Meer Richtung Osten. Dabei überklettert man viele Felsen die zum Teil im Wasser liegen. Weiter geht es an einigen Hirtenhäusern vorbei knapp oberhalb des Meeres Richtung Domatastrand. Hier wird der Weg etwas anspruchsvoller. Der Steig wird teilweise sehr schmal ein bisschen sandig und einige kleine Felstreppen sind zu überklettern. Ich würde diesen Abschnitt zum Domatastrand nach SAC mit T2 einstufen. Am Domatastrand angekommen bauten wir unsere Zelte auf machten ein Feuer und genossen nach einem Bad im 23° warmen Wasser die einzigartige Stimmung dieses Abends. Die Nudeln kochten wir im Meerwasser und die Jungs meinten, dass wären die besten Nudeln, die sie jemals gegessen hatten. Wir benötigten für die Strecke Sougia – Domata ca., 8 Stunden. Der 25 kg Rucksack hat bei meinen Beinen deutlich Eindruck hinterlassen. Krämpfe und Schmerzen in den Muskeln begleiteten mich nachts im Zelt. Durch viel Trinken stellte sich zum Glück etwas Besserung ein und der nächste Tag konnte kommen.

Um 6 Uhr morgens ging es los. Bei leichten Nieselregen starteten wir Richtung Agia Roumeli. Gleich vom Strand weg geht es steil bergauf. Der Weg ist wieder sehr gut und leicht zu finden. Durch sehr schöne Nadelwälder geht es auf ca. 500 m ü.M. Da es einige Male auf und ab geht summieren sich die zurückgelegte Höhe auf ca. 600 Meter. Das Wetter besserte sich wieder und so erreichten wir nach ca. 4 Stunden bei strahlendem Sonnenschein unser Tagesziel Agia Roumeli. Es war bereits der 2. November und fast alles Pensionen hatten schon geschlossen. Die Taverne am Hafen hatte zum Glück noch offen aber auch noch eben genau für 2 Nächte. Das passt uns gut und wir buchten uns ein. Das Essen dort ist auch sehr gut und so konnten wir den restlichen Tag bei ein paar Bier ausklingen lassen.

Am nächsten Tag wanderten wir in die Samariaschlucht. Am Eingang wurden wir allerdings nicht in die Schlucht gelassen, da es angeblich zu gefährlich sei. Ich kannte das alles so überhaupt nicht. Ich bin schon 3-mal von oben durch die Schlucht gewandert und immer im November. Vor 20 Jahren gabs da niemanden der am Eingang stand und einen nicht hineinlässt. Die Begründung war, dass es vor 3 Tagen geregnet hat und es daher zu steinschlaggefählich ist. Wir sind dann noch durch das alte Agia Roumeli auf die Burg gewandert, die sich oberhalb des Ortes befindet. Die Aussicht von dort oben ist auch toll und ich hätte mir gerne meinen Gleitschirm gewünscht. Es gab einen sehr schönen Aufwind, den die Geier nutzten, um an den Südflanke des Lefkaori Höhe zu machen und sich bis über die Gipfel tragen zu lassen. Man wäre hier mit dem Gleitschirm sicher einer der ersten. Ein guter Grund, um wieder zu kommen.

Abendstimmung am Domatabeach

Die Wegstrecke von Agia Roumeli über Loutro nach Chora Sfakion kannte ich schon gut von 3 früheren Begehungen. Wir übernachteten nochmal am Marmatabeach und weil es uns dort so gut gefiel gleich nochmal in der Taverna Akrogiali gleich am nächsten Strand. Auf der letzen Etappe geht’s dann nochmal auf einer sehr schönen Wanderung über und am Meer nach Cora Sfakion. Das bereits in der Taverna Akrogiali bestellte Taxi brachte uns nach Rethymnon wo wir nochmal eine Nacht verbrachten bevor es von Iraklion aus mit dem Flugzeug wieder nach Hause ging.

Zusammenfassend war das Ganze für uns alle ein einmalig schönes Erlebnis in einer sehr wilden und einsamen Umgebung. Ich habe über die Schwierigkeit dieser „Königsetappe des E4“ einiges gelesen. Wer sich auf einem Bergsteig im Gebirge sicher bewegen kann, sollte auch hier keine Probleme haben. Ein paar Felsstufen sind zu überwandern und man muss am Strand mal über einige Felsblöcke klettern. Ich kann diese tolle Wanderung jedem ambitionierten Wanderer nur wärmstens empfehlen.